Homo homini...
Meine Sklaverei, die mir noch bewusst war, als ich dem Kutscher die Adresse Brichots gegeben hatte und das Licht im Fenster sah, drückte mich gleich darauf nicht mehr, als ich bemerkte, dass Albertine die ihre so grausam zu empfinden schien. Damit sie weniger schwer auf ihr lastete und sie nicht auf den Gedanken brächte, sie von sich aus zu durchbrechen, war mir als das Geschickteste erschienen, in ihr den Eindruck zu erwecken, dieser Zustand sei nicht definitiv und ich selbst habe vor, ihm ein Ende zu bereiten
-- Die Gefangene, Bd. 8, S. 3221
Es scheint schon etwas übertrieben pessimistisch, was Proust hier schreibt. Nicht nur ist es er, der Albertine als Gefangene hält, es ist auch Albertine, die ihn in ähnlicher Weise quält. Und der Ausweg aus dieser Situation ist auch nur ein schmerzhafter.
Die Sache ist: falls Sie jetzt glauben, dass sie sich auf diese Weise endgültig trennen werden, dass diese Passage der Grund ist, warum der nächste Teil des Romanzyklus den Namen Die Entflohene trägt - dann liegen Sie falsch. Proust hat auch in Die Gefangene - wie immer - ein höchst spannendes und überraschendes Ende auf Lager, wovon Sie bald an dieser Stelle lesen werden.
Ich bin zum Anfang des Monats nach München umgezogen, weshalb sich die Blog-Einträge etwas verzögert haben. Die Gefangene habe ich schon einige Zeit abgeschlossen, es sind aber noch ein paar Stellen, zu denen ich hier noch Einträge veröffentlichen werde. Im Moment bin ich auf der Suche nach einer Ausgabe in 10 Bänden in einer der Münchner Bibliotheken, was schwieriger ist, als man meinen möchte (bisher habe ich nur die in 7 und die in 13 Bänden gefunden, zudem mit ziemlich leserunfreundlichen Fristverlängerungsregeln und OPAC-Systemen). Vielleicht finde ich ja doch noch eine, damit die Seitenzahlen fortlaufend bleiben.
My serfdom, of which I had already been conscious when, as I gave the driver Brichot’s address, I caught sight of the light in her window, had ceased to weigh upon me shortly afterwards, when I saw that Albertine appeared so cruelly conscious of her own. And in order that it might seem to her less burdensome, that she might not decide to break her bonds of her own accord, I had felt that the most effective plan was to give her the impression that it would not be permanent and that I myself was looking forward to its termination.
-- The Captive
It does seem a little overstrained what Proust writes here. Not only does he keep Albertine as a de-facto captive, it is also Albertine who imposes similar torment on him. And the only way of getting out of that situation is yet again painful.
The point is: if you think this is how they finally part, this episode is what caused the title of the next part of the novel to be The Fugitive - you are indeed wrong. Proust will - as he always does - have a most enthralling show-down at the end of The Captive, as you will shortly read here.
I moved to Munich this month, which is also why the blog entries have been delayed for a while. It's been some time since I finished reading The Captive, yet there are some passages left to write about in this blog.
-- Die Gefangene, Bd. 8, S. 3221
Es scheint schon etwas übertrieben pessimistisch, was Proust hier schreibt. Nicht nur ist es er, der Albertine als Gefangene hält, es ist auch Albertine, die ihn in ähnlicher Weise quält. Und der Ausweg aus dieser Situation ist auch nur ein schmerzhafter.
Die Sache ist: falls Sie jetzt glauben, dass sie sich auf diese Weise endgültig trennen werden, dass diese Passage der Grund ist, warum der nächste Teil des Romanzyklus den Namen Die Entflohene trägt - dann liegen Sie falsch. Proust hat auch in Die Gefangene - wie immer - ein höchst spannendes und überraschendes Ende auf Lager, wovon Sie bald an dieser Stelle lesen werden.
Ich bin zum Anfang des Monats nach München umgezogen, weshalb sich die Blog-Einträge etwas verzögert haben. Die Gefangene habe ich schon einige Zeit abgeschlossen, es sind aber noch ein paar Stellen, zu denen ich hier noch Einträge veröffentlichen werde. Im Moment bin ich auf der Suche nach einer Ausgabe in 10 Bänden in einer der Münchner Bibliotheken, was schwieriger ist, als man meinen möchte (bisher habe ich nur die in 7 und die in 13 Bänden gefunden, zudem mit ziemlich leserunfreundlichen Fristverlängerungsregeln und OPAC-Systemen). Vielleicht finde ich ja doch noch eine, damit die Seitenzahlen fortlaufend bleiben.
My serfdom, of which I had already been conscious when, as I gave the driver Brichot’s address, I caught sight of the light in her window, had ceased to weigh upon me shortly afterwards, when I saw that Albertine appeared so cruelly conscious of her own. And in order that it might seem to her less burdensome, that she might not decide to break her bonds of her own accord, I had felt that the most effective plan was to give her the impression that it would not be permanent and that I myself was looking forward to its termination.
-- The Captive
It does seem a little overstrained what Proust writes here. Not only does he keep Albertine as a de-facto captive, it is also Albertine who imposes similar torment on him. And the only way of getting out of that situation is yet again painful.
The point is: if you think this is how they finally part, this episode is what caused the title of the next part of the novel to be The Fugitive - you are indeed wrong. Proust will - as he always does - have a most enthralling show-down at the end of The Captive, as you will shortly read here.
I moved to Munich this month, which is also why the blog entries have been delayed for a while. It's been some time since I finished reading The Captive, yet there are some passages left to write about in this blog.
danielgruen - 27. Oct, 13:06